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Stories Innovationskunst

Spin-offs tragen zum Strukturwandel bei

Niels Oberbeck, Präsident der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (Ohm), spricht im Interview über Ideen-, Wissens- und Technologietransfer und Innovation durch Kooperation in der Metropolregion.

Interview: Daniel Naschberger, Garber Advertising

Herr Oberbeck, wie äußert sich Ideen-, Wissens- und Technologietransfer der Ohm in die Metropolregion?

Wir betrachten den Transfer als den partnerschaftlichen und wechselseitigen Austausch der Hochschule mit externen Akteuren aus der Metropolregion Nürnberg und darüber hinaus. Neben dem sowohl forschungsbasierten als auch wirtschaftsorientierten Wissens- und Technologietransfer, der vor allem in Kooperation mit Unternehmen stattfindet, umfasst Transfer ebenso Aktivitäten, die sich explizit an Gruppen der Zivilgesellschaft, des politischen und kulturellen Lebens sowie an eine interessierte Öffentlichkeit in der Metropolregion wenden.

Welche Partnerschaften pflegen Sie in der Metropolregion?

Viele unserer regionalen Kooperationspartner kommen aus der Wirtschaft: Darunter sind internationale Konzerne ebenso wie mittelständische Unternehmen, Start-ups, Handwerksbetriebe, Fach- und Interessenverbände oder Kammern. Unsere anwendungsorientierte Forschung und Lehre profitiert von engen Kontakten zu den Firmen aus der Metropolregion. Gleichermaßen kooperieren wir mit Kommunen, Schulen, gemeinnützigen Institutionen, Verbänden und Organisationen aus den Bereichen Soziales, Bildung, Kunst, Kultur, Politik, Sport und Umwelt. Impulse werden aus der Hochschule herausgetragen, aber auch in sie hinein.

Welche Chancen ergeben sich durch die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft für die Region?

Als anwendungsorientierte Hochschule sind wir fest in der Metropolregion verankert und als professioneller Partner bekannt. In Transferprojekten mit der Wirtschaft und Gesellschaft sind wir an der Lösung der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit beteiligt. Erfolgreiche Spin-offs aus der Ohm tragen zum Strukturwandel der Metropolregion bei und sorgen für eine wirtschaftliche Umsetzung des wissenschaftlichen Know-hows in neuen Unternehmen.

Wie sehen erfolgreiche Beispiele für innovative Kooperations- und Transferprojekte der Ohm in der Metropolregion aus?

Die Liste ist lang, hier seien drei erwähnt. Der «Campus Future Driveline» entstand gemeinsam mit MAN und der FAU Erlangen-Nürnberg und wurde 2023 eröffnet. Die  gemeinsamen Förderprojekte umfassen sowohl batterieelektrische als auch Wasserstoff- und Brennstoffzellenantriebe. Der Campus verbindet die Kompetenzen von Industrie und Hochschulen und soll einen besonders effektiven und schnellen Technologietransfer aus der Forschung in die Anwendung ermöglichen. Mit dem  Technologietransferzentrum (TTZ) Oberfranken «Digitale Intelligenz» helfen wir KMU in der Region, durch maßgeschneiderte Lösungen KI in die Praxis umzusetzen. Das TTZ Nürnberger Land «Smart People – Smart Production» wiederum startet 2025. Mit neun spezialisierten Professorinnen und Professoren wird es mittelständische Unternehmen beim Umstieg von manueller Produktion auf automatisierte oder autonome Systeme unterstützen.

Inwiefern spielt die Interdisziplinarität in der Forschung und Lehre eine Rolle für die Innovationsförderung?

Die Transferaktivitäten an der Ohm spiegeln die fachliche Breite der Hochschule wider und tragen der Heterogenität der Kooperationspartner Rechnung. Je nach Fachrichtung und Branche sind unterschiedliche Transferarten und -formen etabliert. Die Interdisziplinarität spielt eine entscheidende Rolle für die Innovationsförderung in der Metropolregion und darüber hinaus. Die Diversität der Fachrichtungen und Studiengänge an der Ohm ist in diesem Zusammenhang ebenfalls wesentlich.

Was zeichnen Studium und Lehre an der Ohm in diesem Kontext konkret aus?

Dass die Studienangebote auf regionale Berufsbilder und Kompetenzfelder ausgerichtet sind. Duale Studienmodelle und ein verpflichtendes Praxissemester vermitteln unseren Studierenden unternehmerisches Denken und aktuelle Fragestellungen. Die Ausführung von Bachelor- und Masterarbeiten als externe Abschlussarbeiten in Kooperation mit Unternehmen, Organisationen oder Behörden aus der Metropolregion hat langjährige Praxis und bietet einen großen Mehrwert für beide Seiten. Auch im
Rahmen des dualen Studiums oder von Weiterbildungsmöglichkeiten profitieren gerade regionale Unternehmen von der engen Verzahnung von akademischer Ausbildung und Praxis.

Wie wichtig ist die internationale Vernetzung der Ohm für die Region?

Wir beteiligen uns erfolgreich an verschiedenen internationalen Verbundprojekten auf europäischer Ebene, die auch Mehrwerte für die Metropolregion eröffnen. Ein aktuelles Forschungsprojekt ist etwa «FOODCoST» zur Entwicklung nachhaltiger Lebensmittelsysteme.

Welche Weiterentwicklungen erwarten Sie in puncto Transfer?

In den kommenden Jahren eröffnen sich durch die «Hightech Agenda Bayern» der Staatsregierung und das «Hochschulinnovationsgesetz» neue Möglichkeiten und Handlungsspielräume im Transfergeschehen. Ebenso bietet unsere räumliche Erweiterung durch das Ohm Innovation Center im Nürnberger Westen neue Chancen für Kooperationen und innovative Formate.

 

ÜBER DIE OHM
Die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (Ohm) ist eine Hochschule für angewandte Wissenschaften. Mit rund 13 000 Studierenden ist sie bundesweit eine der größten ihrer Art. Die Ohm ist ein Ort der Möglichkeiten für Forschen, Lehren und lebenslanges Lernen: Sie erforscht die Schlüsselfragen unserer Gesellschaft, entwickelt und realisiert Ideen für die Welt von heute und morgen. Sie wirkt stark in der Metropolregion Nürnberg und darüber hinaus. Moderne Lehr- und Lernformate sowie das breite und praxisorientierte Studienangebot eröffnen den Studierenden hervorragende Berufsperspektiven.


Transfer in Zahlen:

  • Rund 3000 Studienabschlussarbeiten zu Praxisthemen
  • Über 1500 berufspraktische Studiensemester
  • Über 1350 dual Studierende und rund 550 Unternehmenspartner dualer Studiengänge
  • Rund 330 Publikationen/Vorträge
  • Rund 125 Auftragsforschungs- und Dienstleistungsprojekte
  • 115 öffentlich geförderte Forschungsprojekte
  • Fast 40 Ausstellungen/Präsentationen
  • 22 Ausgründungsteams
  • 9 Erfindungsmeldungen und 6 Patentanmeldungen
  • 8 berufsbegleitende Masterstudiengänge

© www.thomasriese.com

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