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Neuer Masterstudiengang Digitalisierung & Entrepreneurship: Kann man Innovationsfähigkeit lernen?

Kann man lernen, innovativ zu sein? Im Experteninterview Prof. Dr. Maximilian Röglinger (Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Wertorientiertes Prozessmanagement) und Prof. Dr. Rodrigo Isidor (Inhaber des Lehrstuhls Human Resource Management & Intrapreneurship) von der Universität Bayreuth über den neuen Masterstudiengang Digitalisierung & Entrepreneurship

Prof. Dr. Maximilian Röglinger (Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Wertorientiertes Prozessmanagement) und Prof. Dr. Rodrigo Isidor (Inhaber des Lehrstuhls Human Resource Management & Intrapreneurship) im Experteninterview zum neuen Masterstudiengang Digitalisierung & Entrepreneurship an der Universität Bayreuth.

Zum Wintersemester 2021/22 startet an der Universität Bayreuth der Masterstudiengang Digitalisierung & Entrepreneurship. Wer sollte sich einschreiben?

Prof. Dr. Maximilian Röglinger: Das Angebot richtet sich primär an Bachelorabsolventinnen und -absolventen mit Kompetenzen in den Bereichen Wirtschaftswissenschaften, (Wirtschafts-) Informatik und (Wirtschafts-) Ingenieurwesen sowie fachverwandten oder interdisziplinären Studienrichtungen. Wir sind bei der Zulassung grundsätzlich offen für Studierende aus einem breiten Spektrum an Bachelorstudiengängen. Da Digitalisierung und Entrepreneurship Felder darstellen, welche die unterschiedlichsten Profile ineinander vereinen und verzahnen, versuchen wir auch bei der Auswahl der zukünftigen Masterstudierenden verschiedene Facetten abzubilden und die damit einhergehende Vielfalt zu leben.

Prof. Dr. Rodrigo Isidor: Dem kann ich nur zustimmen. Grundlegende Kenntnisse in Wirtschaftswissenschaften, erste Programmiererfahrungen sowie ein Notendurchschnitt von mindestens 2,5 im Bachelorstudiengang sind unerlässlich, um sich Chancen im kompetitiven Bewerbungsverfahren ausrechnen zu können. Durch innovative und anwendungsbezogene Lehrformate möchten wir in unserem deutschlandweit einzigartigen Masterstudiengang, Führungspersönlichkeiten auszubilden, die neugierig sind und aktiv die digitale Zukunft von morgen mitgestalten wollen. Im Grunde genommen möchten wir den Nachwuchs von morgen ausbilden, der mit entsprechendem Know-how den Transformationsprozess in Unternehmen maßgeblich vorantreibt oder durch digitale Lösungen und innovative Geschäftsmodelle die nationale Start-Up Szene bereichern.

 

„Video killed the radio star“ – im Studiengang spielt die Digitalisierung in Organisationen eine große Rolle. Treibt Digitalisierung Innovationen wirklich an oder „killt“ Digitalisierung auch mal Innovationen?

Prof. Dr. Rodrigo Isidor: Diese Frage stellt eine interessante Kontroverse da. Unser Studiengang versucht diese aufzugreifen, indem wir die beiden Perspektiven Digitalisierung und Entrepreneurship vereinen und nicht ausschließlich getrennt voneinander betrachtet. Digitale Lösungen erfordern neuartig gedachte Geschäftsmodelle, welche Innovationen vorantreiben. Ich bin der Überzeugung, dass Fortschritt und nachhaltiges Wachstum durch die Entwicklung disruptiver Innovationen erzielt werden kann.

Prof. Dr. Maximilian Röglinger: Absolut Rodrigo! Meines Erachtens schließen sich die beiden Dimensionen nicht gegenseitig aus. Digitalisierung ermöglicht gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt und Innovationen wiederum sind nur möglich, solange das Potenzial digitaler Technologien gezielt ausgeschöpft wird. Im Kern geht es also darum, Technologien als Treiber für Digitalisierung und Entrepreneuship zu sehen und deren Potenzial in Wert zu transformieren, um Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft langfristig zu innovieren.

 

Digitale Transformation ist in vielen Unternehmen aktuell ein großes Thema. Können Sie erklären, warum der Wandel so relevant ist?

Prof. Dr. Maximilian Röglinger: Unsere Gesellschaft befindet sich in einem rasanten Wandel. Unter anderem die Corona-Pandemie hat dies deutlich gemacht und gleichzeitig Missstände aufgezeigt, welche noch überwunden werden müssen. Angetrieben von technischen Innovationen verändert sich unser Leben und stellt auch die Wirtschaft vor enorme Herausforderungen. Emergente Technologien wie Blockchain, künstliche Intelligenz oder das Internet der Dinge markieren dabei den Paradigmenwechsel der Digitalisierung. Digitale Transformation betrifft das ganze Unternehmen und bedeutet ein kontinuierliches Messen gegen ein Moving target. Es geht auch sehr viel um neue Produkte und Dienstleistungen – und um zusätzlichen Ertrag, nicht um Kostensparung durch IT. Eine spannende Entwicklung, die aber vor allem eines braucht: Menschen, die diese Veränderung als Chance begreifen und mit den richtigen Werkzeugen die digitale Zukunft gestalten möchten.

Prof. Dr. Rodrigo Isidor: Ergänzend hierzu lässt sich beobachten, wie disruptive Innovationen die Geschäftsmodelle von etablierten Unternehmen obsolet werden lassen. Beispiele wie Kodak zeigen, dass auch marktführende Unternehmen durch die Disruption der Digitalisierung vom Markt verdrängt werden können. Derzeit erleben wir auch eine starke digitale Transformation in der Automobilbranche. Es ist spannend zu beobachten, ob die Innovation des autonomen Fahrens neue Wettbewerber hervorbringt und die bisherigen Big Player vom Markt verdrängen werden. Dies zeigt einmal mehr, dass die Innovations- und Transformationsfähigkeit von Unternehmen über deren zukünftige Wettbewerbsfähigkeit entscheidet. Genau hier setzt der Masterstudiengang an und bildet die Führungskräfte aus, die an der Schnittstelle von Digitalisierung & Entrepreneurship agieren können – und wer weiß, vielleicht revolutioniert ein Alumni Made in Bayreuth in den nächsten Jahren eine weitere Branche!

 

Bottom-up oder Top-down? Muss die Führung oder die Belegschaft Treiber wichtiger Handlungsfelder sein?

Prof. Dr. Rodrigo Isidor: Dies ist eine sehr spannende Fragestellung, welche wir unter anderem an meinem Lehrstuhl für Human Resource Management & Intrapreneurship erforschen. Digitaler Wandel bedeutet für mich nicht, dass das Top-Management von oben den Mitarbeitern eines Unternehmens befiehlt, wie sich diese nun zu verhalten haben. Vielmehr muss die offene, transparente Kommunikation eines Strategiewechsels Mitarbeiter abholen und vermitteln, welche zukünftigen Ziele verfolgt werden sollen. Leadership bedeutet mehr als die reine Führung von Mitarbeitern. Kurzum: Führungskräfte von morgen müssen Mitarbeiter nachhaltig motivieren und für Ziele begeistern können!

Prof. Dr. Maximilian Röglinger: Absolut. Die zukünftigen Bayreuther Studierenden lernen in unserem neuartigen Masterangebot, sowohl digital als auch unternehmerisch zu denken. Damit stellen sie mit ihrer Qualifikation eine ideale Besetzung dar, um das Management digitaler Projekte und die Gestaltung innovativer Ideen der Zukunft voranzubringen. Wenn ich nochmal studieren könnte, würde ich mich sofort bewerben (lacht).

 

Die Initiative der Metropolregion „Innovationskunst“ beschreibt die Kunst, Innovationen zu entwickeln und umzusetzen. Für die Kunst braucht man Fähigkeiten, oder?

Prof. Dr. Maximilian Röglinger: Die Kunst, einen Spagat zwischen den Themenfeldern Digitalisierung und Entrepreneurship zu meistern, ist das oberste Ziel des Masterstudiengangs. Wie in jeder Disziplin auch, gehört viel Übung dazu – unser Credo hierbei lautet „Learning by Doing“. Bei uns können die Talente von morgen zielorientiert trainieren, indem aktions- und praxisorientierte Projektarbeiten in Kleingruppen durchgeführt werden. Die Vermittlung von wissenschaftlichen Methoden, Programmierkenntnissen sowie von Softskills stellen einen kleinen Ausschnitt unseres umfangreichen Angebots dar.

Prof. Dr. Rodrigo Isidor: Wir suchen Talente, die bereits gewisse analytische und kreative Begabungen mitbringen und hochmotiviert sind, diese auszubauen und durch unseren Input zu perfektionieren. Wir sehen uns als Coaches der Studierenden: wir lehren einen breiten Kanon an Methoden und Techniken, aus dem sich jeder Studierende je nach individuellem Interessensfeld bedienen kann, um das eigene Profil weiter zu schärfen oder neue Fähigkeiten zu erlernen. In die Konzeption des Studiengangs haben wir zusammen mit unserem Team viel Zeit und Herzblut gesteckt. Die zukünftigen Masterstudierenden werden zudem von der engen Anbindung an das Fraunhofer Institut sowie an das neu gegründete Institut für Entrepreneurship & Innovation der Universität Bayreuth profitieren. Wenn wir hier über all die Vorteile des Studiengangs sprechen, kann ich den Worten meines Kollegen nur zustimmen: wäre ich nochmal in der Lage zu studieren, käme nur dieser deutschlandweit einzigartige Studiengang für mich in Frage!

 

Können Studierende die Fähigkeit, Innovationen voranzutreiben, denn tatsächlich in einem Studiengang erwerben?

Prof. Dr. Rodrigo Isidor: Definitiv ja! Wir wissen aus wissenschaftlichen Studien, dass passgenaue Trainings sehr hilfreich sind, um notwendige Kenntnisse erlernen zu können, die wiederum die Innovationsfähigkeit erhöhen. Genau hier setzen wir mit der neuartigen Konzeption des Studiengangs Digitalisierung & Entrepreneurship an.

Prof. Dr. Maximilian Röglinger: Genau. Hierzu kombiniert der Studiengang inhaltliche, methodische und projektbezogene Lehrveranstaltungen vornehmlich aus der Wirtschaftsinformatik sowie dem Entrepreneurship und Intrapreneurship. Auf diese Weise werden sowohl fachspezifische als auch interdisziplinäre und praxisbezogene Kompetenzen vermittelt. In der konkreten Umsetzung des Studiengangs ab dem Wintersemester 2021/22 bedeutet dies, dass wir innovative Lehrformate, eine eigens entwickelte Projektsäule sowie Präsentationen und Pitch-Trainings, konzipiert haben. Wenn ich mich an meine eigene Studienzeit und das viele auswendig lernen hundertseitiger Skripte zurückerinnere, wird der Vergleich noch deutlicher: wir wollen zukünftige Führungskräfte ausbilden, die nicht nur kurzfristig für eine Klausur fehlerfrei auswendig lernen können, sondern in der Theorie erlerntes Wissen praxisorientiert, gewinnbringend und nachhaltig anwenden.

Prof. Dr. Rodrigo Isidor: Die schlaflosen Nächte in den Klausuren-Phasen habe ich auch noch allzu gut in Erinnerung (lacht). Zudem ist ein weiterer zentraler Aspekt des Studiengangs, dass die Studierenden erlernen, dass Fehlschläge keineswegs Versagen bedeuten, sondern als Chance bewertet werden sollten – ganz nach dem Motto: „Learning from Failure“.

 

Welche Berufsperspektiven haben Absolventen des neuen Masterstudiengangs?

Prof. Dr. Maximilian Röglinger: Der Masterstudiengang bildet Absolventinnen und Absolventen für ein breites Feld an denkbaren Berufsfeldern an der Schnittstelle von Digitalisierung und Entrepreneurship aus. Einerseits in etablierten Unternehmen, die ihre digitale Transformation vorantreiben und innovative Geschäftsmodelle explorieren wollen. Andererseits in Start-Ups im Digitalumfeld. Mögliche Positionen umfassen dabei eine Anstellung als Digital Business Analyst, Digital Product Owner, Digital Solution Architect sowie in Leitungspositionen im Projektmanagement oder als Digital Transformation Officer. Zudem ergeben sich Anknüpfungen für eine Beschäftigung innerhalb von Gründungsinkubatoren und Akzeleratoren, als Unternehmensgründer*in oder auch als Unternehmensnachfolger*in. Sie sehen, der Masterstudiengang eröffnet vielfältige Chancen!

Prof. Dr. Rodrigo Isidor: Zudem möchten wir Absolventen und Absolventinnen dazu befähigen, einschlägige Forschung im Hochschulkontext und in Forschungsinstituten voranzutreiben. Wer weitere Informationen zu dem Studiengang braucht, kann gerne die Website des Studiengangs unter de.uni-bayreuth.de besuchen oder uns eine E-Mail (deuni-bayreuth..de) schreiben. Wir freuen uns darauf, interessierte Studierende näher kennenzulernen und beantworten sehr gerne alle Ihre Fragen!

Prof. Dr. Rodrigo Isidor, Copyright: Universität Bayreuth

Prof. Dr. Maximilian Röglinger, Copyright: Universität Bayreuth

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