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Stories Innovationskunst

Leistungszentrum Elektroniksysteme: Von der Technologie zum wirtschaftlichen Erfolg

Forschung muss in die Praxis kommen und darf nicht in Schubladen verschwinden.

Das Leistungszentrum Elektroniksysteme ist eine gemeinsame Initiative der Fraunhofer-Gesellschaft, ihrer Institute IIS und IISB und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), zusammen mit weiteren außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie assoziierten Partnern aus der Industrie. Das Leistungszentrum fußt auf der langjährigen intensiven Zusammenarbeit zwischen den Fraunhofer-Instituten und der FAU sowie der einzigartigen Konzentration von Forschung und Industrie im Bereich der Elektroniksysteme am Standort Erlangen – Metropolregion Nürnberg.

"Unter einem strategischen Dach arbeiten wir an komplexen Elektroniksystemen für die Herausforderungen der Zukunft. Unser Ziel ist es, die Technologien unserer Partner zum wirtschaftlichen Erfolg zu führen. Dafür gehen wir neue Wege in exzellenter Forschung, Transfer und Weiterbildung."

Gemeinsam mit Bernd Fischer vom Fraunhofer IISB und Christian Forster, dem Geschäftsführer des LZE werfen wir einen Blick hinter die Kulissen des Leistungszentrum Elektroniksysteme.

Mit welcher Vision tritt das LZE an? Wie sie die Zusammenarbeit konkret aus und was können wir in Zukunft noch erwarten?


 


 

Nico Kubanek:

Herzlich willkommen zu unserer Reihe Platz für innovationskünstler, dem Podcast, der die Macher hinter den Innovationen in der Metropolregion Nürnberg vorstellt. Heute werfen wir einen Blick hinter die Kulissen des LZE. Das Leistungszentrum Electronikysteme ist eine spannende Initiative aus und für die Region, die Wissenschaft und Industrie noch näher zusammenbringen und die wirtschaftliche Nutzung von Forschungsergebnissen effizienter machen soll. Zu Gast habe ich mit Bernd Fischer und Christian Forster zwei zentrale Köpfe hinter dem LZE.

Schön, dass ihr da seid. Ihr seid ja beide Gewächse der Region, wenn man so sagen darf. Ihr kommt beide aus Nürnberg. Papier studiert und promoviert. Im LZE vertretet ihr beide leicht unterschiedliche Rollen. Erzählt auch unseren Hörern kurz mal, wie ihr seid und was eure Aufgaben so am LZE sind.

Bernd Fischer:

Ja, ich arbeite seit über 20 Jahren am Fraunhofer Institut für Integrierte Systeme und Bauelemente Technologie, kurz IISB in Erlangen. Und kurz nach meiner Promotion habe ich damals aus der Fachabteilung in den Stab der Institutsleitung gewechselt und bin dort unter anderem für strategische Initiativen zuständig. Und das LZE ist genau so eine strategische Initiative, mit der Kernpartnern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und eben den beiden Erlanger Fraunhofer Instituten IIS und IISB. Und so kommt es, dass ich zusammen mit Christian und dem ganzen Team der LZE Geschäftsstelle des Leistungszentrum seit seiner Gründung im Jahr 2015 von Anfang an mit aufgebaut habe.

Nico Kubanek:

Danke. Und Christian, du hast jetzt eine andere Rolle und bist so etwas wie wieder der wirtschaftliche Gegenpart im LZE. Vielleicht stellst du auch dich und deine Aufgaben noch einmal kurz vor.

Christian Forster:

Ja, wenn man so will. Ja. In den ersten Jahren des LZE war ich auch im Fraunhofer Institut, allerdings am Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen IIS und hatte eine ganz ähnliche Funktion wie Bernd. Ich hatte die Stabsgruppe Geschäftsfeld Entwicklung und Innovation. In 2017 haben wir dann mit dem Aufbau einer eigenen rechtlich selbständigen Einheit für das LZE begonnen. Die besteht im Wesentlichen aus einem gemeinnützigen Verein, dem LZE e.V., der fördert Forschung und Ausbildung sowie einer gewerblichen GmbH, der LZE GmbH. Und die ist eben der kommerzielle Arm des LZE. Und als da die Frage aufkam, wer macht denn da die Geschäftsführung, habe ich das IIS verlassen und habe eben da die Geschäftsführung übernommen. Und letztendlich ist es aber so, dass Bernd und ich, wir teilen uns nach wie vor eben viele Tätigkeiten im LZE insgesamt, aber halt je nach Anforderung. Und das sorgt dafür, dass wir gemeinsam mit unseren Kollegen die Forschungsprojekte aus Fraunhofer an der Uni eben auch tatkräftig unterstützen.

Nico Kubanek:

Jetzt ist bei so einem Thema ja das eine Mission auch oftmals das treibende Element. Mit welcher Vision seid ihr beziehungsweise das Leistungszentrum angetreten? Ich glaube gerade dieses Thema Transfer scheint ja ein ganz wichtiger Punkt für die Arbeit bei euch zu sein.

Christian Forster:

Völlig richtig. Also das zentrale Mantra ist Forschung muss in die Praxis kommen und darf eben nicht in irgendwelchen Schubladen verschwinden. Und darunter verstehen wir das Entwickeln konkreter Produkte, also Unternehmen, die heute auf uns zukommen, die möchten fertige Lösungen einkaufen, die sie eben auch direkt verwenden können. Gut, okay, das klingt jetzt natürlich total trivial, aber letztendlich in der Praxis, gerade wenn wir über Forschung und Forschungsorganisationen reden, sind da eben eine Menge Hürden zu überwinden. Und das LZE hat sich hier das Ziel gesetzt und verfolgt diese Vision konsequent, eben genau diese Hürden soweit es geht zu lindern, zu entschärfen oder vielleicht sogar komplett abzubauen. Und das bedeutet für uns letztendlich einerseits Geschwindigkeit im Zugriff auf die Technologie und auf der anderen Seite eben zu Industrie üblichen Konditionen.

Bernd Fischer:

Ja, und dafür ist die Rechtskultur des LZE die eigene. Eine ideale Ergänzung zu den Rahmenbedingungen, denen öffentlich geförderte Forschungseinrichtungen wie die Uni oder die Fraunhofer Gesellschaft unterliegen. Übrigens ist es LZE, das erste und bisher einzige Leistungszentrum der Fraunhofer Gesellschaft, das so eine Struktur realisiert hat und auch in den laufenden Betrieb gebracht hat, ist sozusagen auch eine Art Innovation oder Vorreiter. Ein weiterer Punkt ist, dass das Leistungszentrum explizit regionalen Charakter hat. Natürlich arbeiten wir mit Partnern aus der ganzen Welt zusammen, aber im Kern geht es darum, die Stärken der Region zusammenzuführen und die dann auch sichtbar zu machen. Moderne Elektronik Systeme, das ist ja unser Thema etwa für Mobilität, Energieversorgung und Industrie 4.0 oder die Medizin sind da auch der ideale Anwendungsfall. Da braucht es Kommunikationstechnik, Sensorik, eine passende Energieversorgung, leistungsfähige Materialien. Und so weiter und so fort. Und solche Systeme sind heutzutage so komplex, dass man gar nicht umhin kommt, viele Kompetenzen und Partner zusammenzubringen.

Nico Kubanek:

Jetzt haben wir ja gerade eingangs schon drüber gesprochen, dass ihr so ein bisschen unterschiedliche Rolle einnehmt. Wie stark unterscheiden sich denn die Ziele, die ihr mit dem LZE verfolgt?

Christian Forster:

Also eigentlich ja gar nicht. Wir verfolgen, wie vorhin beschrieben, eben genau diesen gemeinsamen Ansatz. Und fairerweise muss man natürlich sagen Ja, wir und natürlich alle beteiligten Partner, die haben natürlich ihre eigenen Blickwinkel und wir gucken sozusagen aus diesen verschiedenen Perspektiven immer auf dieses gemeinsame Ganze. Ich meine, Bernd jetzt vielleicht mehr aus der Forschung, ich vielleicht mehr aus dem Blickwinkel Kommerzialisierung und Vermarktung. Aber darum geht es ja genau. Genau diese Kombination von eben Perspektiven und Schwerpunkten zu einem großen Ganzen. Die ist eben das. Das ist das Ding, was eben den Reiz ausmacht, dass das liegt und letztendlich für unsere Kunden und Partner den elementaren Mehrwert stiftet.

Nico Kubanek:

Siehst du das genauso, Bernd?

Bernd Fischer:

Ja, sicher. Mit mit Partnern, Universität, Fraunhofer der Wirtschaft angedockt. Also mit dem LZE können wir die ganze Kette von den Grundlagen über die angewandte Forschung bis zur industriellen Umsetzung abdecken und dadurch auch Lücken in dieser Kette noch schließen durch gezielte Maßnahmen. Das beinhaltet alle möglichen Wege des Transfers, also sei es auch durch die Unterstützung von Ausgründungen, neuartige Lizenzierung Modelle oder zum Beispiel gemeinsame Weiterbildungsangebote.

Niko Kubanek:

Ich würde jetzt gerne unseren Hörern das Ganze nochmal ein bisschen greifbarer machen oder eben bessere Vorstellung zu geben. Können die mal ein ganz konkretes, erfolgreiches Beispiel nennen, an dem wir das mal vorstellen kann?

Bernd Fischer:

Ja, da haben wir mehrere, also ohne ins technische Details zu gehen. So wäre es ohne die Zusammenarbeit im LZE nicht möglich gewesen. Ein neuartiges, extrem kompaktes Energiespeicher System für größere Gebäude wie zum Beispiel mittelständische Industrieanlagen zu realisieren. Mit dem System kann man regenerativ erzeugte Energie in Wasserstoff umwandeln und den über längere Zeiträume in der organischen Flüssigkeit speichern. Und hier haben wir die Kompetenzen der Universität zur Speichertechnologie, die Kommunikationstechnik des Fraunhofer IIS sowie die Leistungselektronik- und Stromnetz-Kompetenz bei unserem IIB eigentlich schon in Idealform kombiniert.

Ein weiteres Beispiel in unserem Reinraumlabor am IISB entwickeln wir spezielle neuartige Halbleiter Bauelemente für ein Kernthema des Instituts Die Leistungselektronik. Und die bieten das Potenzial, moderne Halbleiter Technologien, die bisher unerreichte Leistungsbereiche und neue Funktionalitäten bieten, schneller, weil eben durch unsere Bauelemente wirtschaftliche im Markt zu etablieren. Und über die LZE GmbH und ihren Venture Store, das ist einfach gesprochen ein Webshop haben wir dann noch ohne großen Aufwand und unkompliziert die Möglichkeit, diesen Unternehmen oder Unternehmen Kleinserien dieser Bauelemente sozusagen zum Ausprobieren für den Einsatz in realen Markt tauglichen Produkten anzubieten. Damit können wir einmal zeigen, dass unsere Entwicklungen den dafür nötigen harten Anforderungen an Technologie, Reife, Qualität und Zuverlässigkeit genügen. Und zum anderen schafft es natürlich Vertrauen bei unseren Kunden und ermöglicht uns als Fraunhofer IISB weiterführende Aufträge und Forschungsprojekte. Und damit bedient die ganze Konstruktion ein Kernziel des Leistungszentrums: die Beschleunigung des Transfers.

Nico Kubanek:

Okay, das klingt schon mal sehr, sehr spannend, was? Christian hast du dem noch ergänzend was hinzuzufügen?

Christian Forster:

Natürlich. Also für mich persönlich finde ich ein wahnsinnig gutes Beispiel von dem Partner aus der Automobilbranche. Da ging es um ein Audio Entertainment System für Fahrzeuge. Und ganz konkret wollte dieser Automobilist eine sehr schicke Fraunhofer Technologie in seine Fahrzeuge, in seinen Zellen, seine seriellen Fahrzeuge integrieren. Und da hat man dann angefangen und dann ist halt leider was passiert. Denn die Verhandlungen sind irgendwo zu einem Stillstand gekommen, weil sich einfach gezeigt hat, dass der Automobilist eben sehr spezielle Anforderungen hatte, die einfach so nicht ohne Weiteres von Fraunhofer bedient werden konnten. Und da war dann erst einmal sozusagen große Fragezeichen: Was macht man da? Und irgendwann hat man dann gesagt Hier LZE, könnt ihr denn da nicht vielleicht einen Beitrag liefern? Und wir haben uns die Sache angeschaut und haben es dann geschafft, innerhalb der der auch der engen Zeitvorgaben des Automobilisten in diesen sechs Wochen war das Zeitfenster, bis zur Deadline komplett die Kuh vom Eis zu holen, indem wir die Technologie in eine hochspezialisierte Ausgründung transferiert haben. Er hat die Ausgründung designt, haben entworfen, haben die Finanzierung geklärt, haben diese Risikomanagement gemacht, haben es ge-Stafft haben, also mit Personal ausgestattet haben und letztendlich an den Start gebracht haben. Und wie gesagt, und das eben alles unter der tickenden Uhr des Automobilisten. Aber es hat funktioniert. Wir waren in der Lage, das zu machen. Und heute fährt das Fahrzeug auf der Straße mit der Technologie an Bord.

Niko Kubanek:

Der auch schon eingangs gesagt, dass es zum einen diese Wettbewerbsfähigkeit auf globaler Ebene ist ein zentraler Faktor, aber gerade auch die Bedeutung für unsere Region, mit dem Zuge auch die Initiative Innovationskrunst angetreten ist. Welcher Nutzen entsteht für die Metropolregion Nürnberg und welche Rolle spielt die Region für euren Erfolg?

Bernd Fischer:

Ja. Lass mich vielleicht mal mit dem zweiten Teil deiner Frage beginnen. Wir haben in der Metropolregion Nürnberg eine einzigartige, muss man wirklich sagen Konzentration von Forschung und Industrie im Bereich der Elektronik Systeme, eine unglaubliche Breite von Kompetenzen und auch eine extrem starke und vielseitige Industrielandschaft zu dem Thema. Ob jetzt Weltkonzerne oder Mittelständler, Global Player oder die sogenannten Hidden Champions vom Autozulieferer bis zur Medizin und Energietechnik alle globalen Herausforderungen, diese Global Challenges wie Energieversorgung etc. können. Durch die Kompetenzen hier mit der Hilfe von Elektronik adressiert werden. So zumindest für Europa gesehen, ist Erlangen also der ideale Standort für das LZE.

Niko Kubanek:

Christian, wie siehst du das?

Christian Forster:

Ja, für mich ist natürlich die die spannende Frage der Nutzen für die Metropolregion. Und wenn man da den Bogen ein bisschen weiter spannen, dann leben wir doch in einer Welt, wo wir sehen, wo globaler Wettbewerb sich irgendwo auch so in so einer Art De-Globalisierung vielleicht schon fast befindet. Ja, wir sehen, wie einzelne Staaten den Zugang zu Technologie als politisches Druckmittel verwenden. Oder man guckt sich zum Beispiel jetzt die aktuelle Situation in diversen Lieferketten an, also  siehe zum Beispiel den Chip Mangel. Also das ist doch irre etwas, was da im Moment passiert. Da werden ganze Produktions Chargen können nicht fertig produziert werden, weil die benötigten Bauteile nicht da sind. Und als Geschäftsführer von solchen Unternehmen muss man sich natürlich fragen Was bedeutet das für mein eigenes Unternehmen? Und unser Nutzen für die Metropolregion besteht eben darin, dass wir hier einen Beitrag leisten wollen. Wir wollen eine Quelle sein für die Hochtechnologie, die wir vertreten können, die eben nicht mit diesen Problemen konfrontiert ist, die hierherkommt, die direkt erreichbar ist und damit sich in gewisser Weise risikotechnisch ein bisschen auch isolieren kann von diesen globalen Fragestellungen.

Niko Kubanek:

Okay, jetzt würde ich gerne zum Abschluss auch noch mal einen Blick in die Zukunft werfen, weil das, was ihr beschrieben habt, zeigt ja schon auch, dass ihr ein wichtiger und vor allem wachsender Faktor seid für die für die Region. Was können wir in Zukunft noch alles vom LZE erwarten?

Christian Forster:

Na ja. Wir sehen ja die Rolle des LZE als Andokstelle für heimische Unternehmen. Und das ist natürlicheine Rolle, die wir ganz stringent weiter ausbauen werden. Und für uns bedeutet das, dass Technologieprodukte bei uns immer mehr im Fokus stehen werden. Und dann, wenn man sich sozusagen die Kundenkreise anschaut, dann bedeutet es natürlich ganz besonders, dass unser Auge letztendlich auf die Anforderungen unserer kleineren und mittleren Unternehmen liegt. Die liegen uns ganz besonders am Herzen, weil die einfach diverse Schwierigkeiten haben und diverse Pfade nicht haben, den Großunternehmen natürlich zur Verfügung stehen. Und das wird ein Weg sein, den wir mit Passion weiter beschreiten werden.

Bernd Fischer:

Man muss noch einmal kurz zusammenfassen Es geht darum, das Know how aus der Forschung und wenn wir gerade auf die KMU schauen, auch verstärkt die spezifische Infrastruktur der Forschungseinrichtungen noch besser für die Unternehmen nutzbar zu machen, die zum Beispiel mit Spezial-Bauteilen zu versorgen, die Schlüssel Komponenten in der neuen Produkten sein können, die jetzt aber zum Beispiel wegen ihrer Besonderheit, ihrer Spezifik oder wegen relativ kleiner benötigter Stückzahlen von den klassischen Quellen wie Foundries oder Zulieferern praktisch nicht zu bekommen sind. Also es gilt auch, die Abhängigkeiten von außereuropäischen Akteuren und Komponenten zumindest zu reduzieren. Und das LZE will mit seinen Möglichkeiten und Werkzeugen seinen Beitrag zur Lösung des Problems leisten.

Nico Kubanek:

Ich fand es super spannend, dass wir da mal uns ein bisschen hinter die Kulissen geführt habt und unseren Hörern mal einen Einblick gegeben habt, was da so passiert. Christian, Bernd Vielen, vielen Dank für die Zeit, die ihr euch genommen habt und wir wünschen euch alles Gute für die weiteren zukünftige Entwicklung am LZE.

Christian Forster:

Dankeschön.

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