Innovationskünstlerin Dr. Dr. Theresa Götz – Karriere zwischen Sauerbraten und Solarzellen
Theresa Götz ist ein Ausnahmetalent: Mit 26 Jahren hat sie bereits zwei Promotionen erfolgreich abgeschlossen und forscht nun am Fraunhofer IIS in der Gruppe Multimodel Human Sensing.
Dr. Dr. Theresa Götz – Karriere zwischen Sauerbraten und Solarzellen
Sie ist ein Ausnahmetalent in vielerlei Hinsicht. Mit Leidenschaft und Hingabe verfolgt Dr. Dr. Theresa Götz zahlreiche Interessen. Wie vielseitig diese sind, zeigt ihr Werdegang: Ursprünglich wollte sie als Hotelfachfrau und Köchin das Familienrestaurant übernehmen. Dann gewann sie einen Jugend-forscht-Wettbewerb, besuchte die Fraunhofer Talent Academy und absolvierte in Rekordzeit ein Physikstudium. Mit 26 Jahren hatte sie zwei Promotionen erfolgreich abgelegt und arbeitet nun als Chief Scientist und stellvertretende Gruppenleiterin für die Gruppe Multimodel Human Sensing am Fraunhofer IIS. Wir befragten Theresa Götz zu ihrem Werdegang und den Quellen ihrer Energie und Motivation.
Wie kam es, dass Sie in der Realschule in Mathematik so gut waren?
Mein Mathelehrer meldete mich damals zu Wettbewerben in den Naturwissenschaften an. Und davon habe ich dann einige gewonnen und meine Leidenschaft für Physik und Mathematik entdeckt. Ich probiere außerdem gerne Neues aus. Ich habe Trompete und Fußball gespielt und später dann Nachhilfe gegeben. Mein Fokus lag aber dennoch immer auf meinen Kernstärken.
Hatten Sie Förderer?
Das Thema Mathematik hat mich schon immer interessiert und fasziniert. Glücklicherweise hatte ich immer Lehrer, die mich unterstützten und förderten. Einmal habe ich mir zu Weihnachten einen Bausatz für Farbstoff-Solarzellen bestellt. Hierbei musste man Glas mit Titandioxid beschichten. Dazu ist ein Backofen mit 450 °C notwendig. Da die meisten Backöfen eines privaten Haushalts jedoch nur Temperaturen bis 350 °C erreichen, habe ich dann meine damalige Schule um Hilfe gebeten. So wurden die Lehrer auf mein Projekt aufmerksam. Ich konnte sie so begeistern, dass sie mich daraufhin mit meiner Grätzelzelle zu »Jugend forscht« anmeldeten. Ich gewann im Regional-Wettbewerb den ersten Platz und belegte später im Landeswettbewerb den zweiten Platz.
Wie sind Sie zur Fraunhofer Talent Academy gekommen?
In der 10. Klasse verbesserten sich meine Noten. Der Ehrgeiz hatte mich gepackt. Vorher war ich eine eher durchschnittliche Schülerin. Durch meine zahlreichen Aktivitäten war ich den Lehrern bereits bekannt und schließlich hat mich dann der Schuldirektor für die Talent Academy vorgeschlagen. Ein Empfehlungsschreiben war notwendig. Von ca. 200 Bewerbungen wurden schlussendlich nur 30 Personen nach Lindau eingeladen und ich gehörte auch dazu. Später besuchte ich noch 11 oder 12 weitere Förderprogramme von Fraunhofer. Fraunhofer hat mich so begeistert, dass ich das Ziel hatte, irgendwann mal dort zu arbeiten. Ich bin stolz, dass meine Karriere hier bei Fraunhofer bereits im Studium als wissenschaftliche Hilfskraft angefangen hat.
Was genau machen Sie heute am Fraunhofer IIS?
Ich bin seit kurzem Chief Scientist und stellvertretende Gruppenleitung der Gruppe Multimodel Human Sensing. Wir beschäftigen uns mit der Erkennung psychologischer Zustände, die anhand von physiologischen Parametern aus dem Gesichtsausdruck und Biosignalen zu erkennen sind. Gerade arbeiten wir an einer Studie zum Thema Überforderung. Wir erfassen die Darmaktivitäten, Hautleitfähigkeit, Pupillengröße und weitere Bioparameter unserer Probanden, während diese zum Beispiel Matheaufgaben unter Zeitstress lösen müssen. Nützlich sind die Ergebnisse für die Automobilbranche, insbesondere für das autonome Fahren, für die Werbebranche oder das E-Learning. Ziel ist es, die Interaktionen zwischen Mensch und Maschine mit künstlicher Intelligenz zu optimieren.
Wie kommen Sie mit dem enormen Arbeitspensum klar und warum fällt Ihnen das wissenschaftliche Arbeiten so leicht?
Ich denke die Abwechslung macht‘s. Unter der Woche konzentriere ich mich voll und ganz auf die Arbeit, und jedes zweite Wochenende helfe ich im Restaurant meiner Eltern. Das ist eine mehr körperliche Arbeit und ich bekomme den Kopf frei. Ich habe auch einen kleinen Hund, der sorgt dafür, dass ich viel rauskomme und mir Zeit für mich nehme. Ich denke, dass so ein Ausgleich wichtig ist, um sich nicht zu überfordern.
Außerdem ist Struktur und Organisation wichtig. Ich habe immer einen Zeitplan, an den ich mich halte. Im schlimmsten Fall muss ich eine Stunde früher aufstehen, um Sachen nachzuarbeiten, wenn ich mich am Abend davor zum Beispiel spontan mit meinen Freunden getroffen habe.
Für meine wissenschaftliche Arbeitsweise war ein Professor an der Universität Regensburg sehr prägend und er begleitet mich auch heute noch, wie ein Mentor. Ich habe bei ihm meine Bachelor- und Masterarbeit geschrieben und er betreute meine zwei Promotionen mit. Ich habe mehrere Kurse parallel besucht und meine Studienzeit so um fast 2 Jahre verkürzt. Ich war immer schon sehr wissbegierig und wollte als Herzblut-Physiker unbedingt einen naturwissenschaftlichen Titel erlangen. Da es aber dazu keine freie Promotionsstelle gab, habe ich zunächst eine Promotion im Bereich der Informationswissenschaften begonnen und im Rahmen dessen eine Ausbildung zur Medizin-Physikexpertin absolviert. Die Promotion in Physik habe ich dann in meiner Freizeit geschrieben. Mein Professor unterstützte und ermutigte mich dabei.
Ich versuche auch bei meinen Studenten am Fraunhofer IIS als Mentor zu agieren. Ich erstelle mit ihnen Projektpläne, um die Ziele, die wir erreichen wollen, strukturiert zu verfolgen. Ebenso, zeige ich ihnen, wie wichtig Zeitmanagement ist und dass es sinnvoll ist, frühzeitig mit dem Schreiben an einer Arbeit zu beginnen.
Hatten Sie Unterstützung in der Familie?
Absolut. Ich komme aus einem nicht akademischem Elternhaus – mein Vater arbeitet auf dem Bau, meine Mutter leitet hauptsächlich das Restaurant und ein Lebensmittelgeschäft. Als ich mir Physik für meine berufliche Laufbahn ausgesucht habe, konnten sie zunächst nicht viel damit anfangen. Aber sie haben trotzdem immer hinter mir gestanden, haben mich unterstützt und darin bestärkt meinen eigenen Weg zu gehen.
Was verbindet Sie mit der Metropolregion Nürnberg und warum haben Sie sich dafür entschieden, hier Ihren Lebensmittelpunkt zu wählen?
Ich wohne in Marloffstein - das liegt ein wenig außerhalb von Erlangen. Das Landleben dort ist wunderschön. Die Region hat landschaftlich einiges zu bieten und man kann schön wandern gehen. Mir gefällt auch Erlangen als Stadt sehr gut. Es gibt viele gute Restaurants, die zur Lebensqualität beitragen. Außerdem ist die Anbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut. Nürnberg ist schnell zu erreichen. Es gibt hier einfach alles, was ich brauche.
Steckbrief
Dr. Dr. Theresa Götz
Bereits während des Studiums nahm Theresa Götz an Ausbildungsprogrammen von Fraunhofer teil, an der Talent Akademie Lindau, mehreren Talent Schools und dem Talent Take off-Programm. Nach ihren Promotionen arbeitete sie als Postdoc am Fraunhofer IIS, inzwischen ist sie Chief Scientist und stellvertretende Gruppenleiterin von Multimodal Human Sensing. Ihr Themenschwerpunkt ist die Analyse psychophysiologischer Daten mittels Methoden der künstlichen Intelligenz.