Dürer – Sinnbild für Innovationskunst
Die meisten Menschen wissen um Dürers begnadetes Talent als Maler, Zeichner und Graphiker. Die Betenden Hände und der Feldhase haben sich dem Kollektivgedächtnis der Menschheit eingeprägt. Seine Werke stehen für Qualität und Innovation, sind weltberühmt, ziehen in Ausstellungen ein Massenpublikum an und werden auf der ganzen Welt bestaunt und bewundert.
Albrecht Dürer ist der bedeutendste Sohn Nürnbergs. Am 21. Mai 1471 wurde er hier geboren. Trotz zahlreicher Reisen verbrachte er die meiste Zeit seines Lebens in der Stadt. Am Hauptmarkt, wo heute die Industrie- und Handelskammer ihren Sitz hat, diskutierte er mit Humanisten und Patriziern in der „Herrentrinkstube”, dem internationalen Handelstreffpunkt der damaligen Elite. Nürnberg war um 1500 als Zentrum des Humanismus eine der wirtschaftlich am weitesten entwickelten Städte Europas und für seine vielfältigen bahnbrechenden Erfindungen berühmt. Diese Zeit wird auch als „Dürerzeit” bezeichnet.
Nürnberg ist es gelungen, sich zur Jahrtausendwende mit einer Palette von Veranstaltungen und Kunstaktionen als „Dürer-Stadt” zu profilieren. Diese Initiative hat die IHK über mehere Jahre mit ihrer Kulturstiftung der mittelfränkischen Wirtschaft nachhaltig unterstützt. Aus gutem Grund, denn Albrecht Dürer hat in vielerlei Hinsicht Bedeutendes geleistet: als Künstler, als Forscher, als Humanist und nicht zuletzt als Unternehmer. Er ist Vorbild und Beispiel, dass sich jeder in Eigenverantwortung weiterentwickeln und sein eigenes Höchstniveau erreichen kann:
„Darum halt ich für gut, dass einer seiner selbst acht hab, etwas zu lernen, darzu ihn die Lieb am höchsten trägt, darzu er sich am allergeschicktesten find; Gott zu ehren, ihm selbst und anderen zum Nutzen.”
Dürer steht geradezu prototypisch für Innovation. Das hat Eva Schickler in ihrem Buch „Geniestreiche des Weltkünstlers Albrecht Dürer” (Nürnberg 2005) mit eindrucksvollen Beispielen gezeigt: Seine Pleinair-Aquarelle offenbaren einen revolutionären Blick in die Landschaft und begründen einen atemberaubend neuen Malstil. Ob Motive, Sichtweisen oder Techniken – Dürer geht die Dinge in so vielfältiger Hinsicht überragend neu an und setzt nie zuvor gekannte Maßstäbe. Er denkt auch kommerziell und schafft mit seinem Monogramm A.D. ein kunstvoll komponiertes Markenzeichen, wofür er als „Erfinder des Markenartikels” gefeiert wird. Mit den Studien „Feldhase” (1502) und „Das große Rasenstück” (1503) liefert er – so Schickler – eine Hommage an die Natur, die im 21. Jahrhundert aktueller denn je erscheint. Mit Federzeichnungen und Holzschnitten von Adam und Eva (1510) stellt er zum ersten Mal in der Kunstgeschichte ein erotisches Liebespaar dar. Kurzum: Dürer ist INNOVATIONSKUNST pur.
Titelbild: Albrecht Dürer - Adam und Eva (1510)
Text: Dr. Kurt Hesse