Aus der Krise in die Zukunft: SIFAIR baut Messe-Modelle und -Exponate, virtuelle Ausstellungsstücke und schafft Datengrundlage für den digitalen Zwilling
Brücken schlagen, zwischen physischer und virtueller Welt: Der Technologiekonzern Siemens, der traditionell den größten Messestand auf der internationalen Industriemesse stellt, macht genau das - damit alle Besucherinnen und Besucher die vielen Messeexponate auch aus dem eigenen Wohnzimmer erleben können.
Mit den Lieblingskollegen einen Kaffee genießen, im Klassenzimmer an die dunkelgrüne Tafel an der Wand zu blicken, ausgelassen im Konzertsaal feiern oder aber auf einer Messe modernste Technik bewundern – was bislang Alltag war, ist heute mitten in einer globalen Pandemie zu einer Herausforderung geworden. Eine Herausforderung, die auch die Hannover Messe trifft, die im vergangenen Jahr auf Grund der Coronapandemie sogar abgesagt wurde. Dem Virus und seinen Auswirkungen entgegen zu treten, bedeutet oft eine Brücke zu schlagen, zwischen physischer und virtueller Welt: Der Technologiekonzern Siemens, der traditionell den größten Messestand auf der internationalen Industriemesse stellt, macht genau das - damit alle Besucherinnen und Besucher die vielen Messeexponate auch aus dem eigenen Wohnzimmer, fast hautnah, erleben können. Ein wichtiger Partner bei der Umsetzung des Messekonzepts in die virtuelle (digitale) Welt ist die hauseigene Messetruppe SIFAIR („SI“ für Siemens und „Fair“ für engl. Messe).
Aktuell schlägt Bernd Röder, Projektmanager bei SIFAIR, tagtäglich Brücken zwischen handfestem Messemodellbau und virtuellen Welten: „Seit 30 Jahren realisieren wir für regionale und internationale Siemens-Einheiten verschiedenste Messeauftritte und Veranstaltungen. Die Digitalisierung der Messeauftritte schlug sich bereits in den vergangenen fünf Jahren mehr und mehr in den Konzepten und Umsetzungen nieder – mit der Coronapandemie aber hat sich der Prozess extrem beschleunigt. Corona ist und war ein Katalysator, der große Veränderungen hin zu für uns erprobte Messemodellbauern völlig neuen Technologien, bewirkt hat. Aber wir haben uns durchgebissen und dazugelernt“, erzählt Bernd Röder, der mit seinen Kolleginnen und Kollegen dazu beiträgt, einen erlebnisreichen Messebesuch nun auch zwischen Megabytes möglich zu machen, nicht nur – wie bisher - zwischen schweren Messe-Mobiliar und dichten Menschenmengen. Dabei ist der Messeauftritt von Siemens das Ergebnis vieler verschiedener Siemens Einheiten und Fachbereiche - eine Vielzahl der Messemodelle liefert SIFAIR.
„Wir wollen durch Technik begeistern“, erklärt Kollege Andreas Dorner, Projektmanager bei SIFAIR. Doch jetzt geht es nicht nur um die Technik, die im Exponat steckt, sondern vielmehr auch um die digitalen Umsetzungsmöglichen, die das Exponat virtuell erlebbar macht. Dorner: „Ursprünglich mussten wir für die Planung der Messemodelle und -Exponate nur beispielsweise das Metallgestell und dessen Stabilität und Tragfähigkeit berücksichtigen – jetzt benötigen wir jedoch wesentlich mehr Informationen, damit die virtuellen Komponenten auch in den virtuellen Messestand passen“ - und im besten Licht erscheinen: Sogar die Beleuchtung der virtuellen Messe-Halle oder bewegte Abläufe können simuliert beziehungsweise dynamisiert werden, um die Messeexponate von ihrer besten Seite zu zeigen.
Doch die großen Datenmengen, die für einen detailreichen, digitalen Messestand notwendig sind, haben auch eine Schattenseite. Die bis zu mehreren Millionen „Polygone“ – also die grafischen Flächenelemente – würden gegebenenfalls Rechner- und Internetperformance an ihre Grenzen bringen und womöglich für ein „ruckeliges“ virtuelles Besuchererlebnis sorgen. Daher muss das SIFAIR-Team die Datenmenge reduzieren – aber eben nur soweit, dass die Ästhetik keine zu großen Einbußen verzeichnet und aus runden, keine eckigen Flächen werden. Nach der Reduktion der Datenmenge sind manche Flächen am virtuellen Messemodell nicht mehr dreidimensional – aber nur eigentlich. Denn durch eine grafische Aufbereitung wird nun optisch Raumtiefe geschaffen, so dass das virtuelle Messemodell für den Besucher dennoch komplett dreidimensional erscheint – so, als könne man durch den Bildschirm greifen und die auf der Hannover Messe ausgestellten Objekte anfassen. Auf Wunsch werden die Ausstellungsstücke nun noch „dynamisiert“. Damit wird erreicht, dass der Messebesucher virtuell durch den Messestand von Siemens flanieren kann und die Ausstellungsstücke auch „anfassen“ und bewegen könnte.
Innovation heißt nicht nur Wege neu zu gehen, sondern diese Wege auszubauen: Die SIFAIR-Mannschaft unterstützt nicht nur beim virtuellen Messeauftritt, sondern das Team hat den virtuellen Messemodellbau sogar noch weiterentwickelt – für die Zeit nach der Coronapandemie. Statt notwendigem „Brückenbau“ zwischen einem physischen und digitalen Ort, wird der reale und virtuelle Messebau auch nach Corona in neuer Form „Hand in Hand“ gehen:
Die Modelle werden rechnergestützt mit dem NX-Tool, einem Siemens eigenen CAD- (engl. „Computer-aided design“,) Programm, konstruiert. Damit wird eine Datenbasis der virtuellen Modelle geschaffen. Aus der Datengrundlage können Spezialisten nun einerseits optisch optimierte virtuelle Modelle für digitale Messen erstellen, aber auch die Daten für den physischen Modellbau nutzen – beispielsweise schon mit Blick auf Zeiten, in denen wieder reale Messen möglich sind. Besonders wertvoll: Die Informationen können auch zur Erstellung eines „digitalen Zwillings“ verarbeitet werden. „Ein digitaler Zwilling unterscheidet sich von einem virtuellen Objekt. Der „Digital Twin“ ist das realitätsgetreue digitale Abbild des physikalischen Produkts – insgesamt geht es hier technisch mehr in die Tiefe. Bei unseren virtuellen Modellen, die wir auf einer Messe ausstellen, zählt dagegen insbesondere die Optik und das Besuchererlebnis der Messegäste“, erklärt Andreas Dorner.
Im Vorfeld haben sich schon viele Besucher bei Siemens registriert, zahlreiche Besucherinnen und Besucher der Hannover Messe werden viele virtuelle Exponate vom 12. bis zum 16. April am digitalen SIEMENS Stand in Augenschein nehmen – ohne Hotelbuchung, Anreise und ohne tatsächlich einen Schritt auf dem Hannover Messegelände gegangen zu sein. Innovationskunst – also die Kunst Innovationen umzusetzen - ist nicht nur das ausgestellte Messe-Exponat, sondern die digitale Darstellung der Objekte und die Kreation von Mehrwert für die Zukunft.