Siemens realisiert in Wunsiedel eine der größten CO2-freien Wasserstoffproduktionen Deutschlands
Ministerpräsident Dr. Markus Söder gibt Startsignal für H 2-Leuchtturmprojekt für die Energiewende. Mit 8,75 Megawatt elektrische Leistung entsteht eine der größten CO 2-freien Wasserstofferzeugungsanlagen in Deutschland.
Startschuss für eines der größten grünen Wasserstoffprojekte in Deutschland: Mit dem offiziellen Spatenstich in Wunsiedel begannen die Bauarbeiten für eine Wasserstofferzeugungsanlage mit einer Anschlussleistung von 8,75 Megawatt. Pro Jahr können dort bis zu 1.350 Tonnen des Gases ausschließlich mit regenerativer Energie zum Beispiel aus Photovoltaik oder Windkraft hergestellt werden. Durch den Einsatz dieses Wasserstoffs in Verkehr und Industrie können jährlich bis zu 13.500 Tonnen CO 2 vermieden werden.
Siemens Smart Infrastructure errichtet als Generalunternehmer die Gesamtanlage, und Siemens Financial Services (SFS) beteiligt sich an der Eigenkapitalfinanzierung sowie mit einem Anteil von 45 Prozent an der Betreibergesellschaft WUN H2 GmbH. Der Elektrolyseur wird von Siemens Energy geliefert. Gemeinsam mit Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder, den beiden Staatsministern Hubert Aiwanger, Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, sowie Thorsten Glauber, Umwelt und Verbraucherschutz, nahmen Siemens Finanzvorstand Prof. Dr. Ralf P. Thomas, WUN H2-Geschäftsführer Dr. Philipp Matthes und Dr. Thilo Rießner sowie Bürgermeister Nicolas Lahovnik, Stadtwerkechef Marco Krasser und Siemens-Projektleiter Andreas Schmuderer mit dem ersten Spatenstich die Bauarbeiten für das deutschlandweite Vorzeigeprojekt auf.
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sagte beim Spatenstich: „Das Projekt WUN H2 leistet einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Bayerischen Wasserstoffstrategie. Grüner Wasserstoff `made in Bavaria´ demonstriert die heimische Technologiekompetenz und steigert die Akzeptanz durch Wertschöpfung vor Ort.“ Umweltminister Thorsten Glauber sagte dazu: „Wasserstoff ist eine Schlüsseltechnologie auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft. Die Energiewende gelingt nur mit vielen innovativen Ansätzen wie dem Wunsiedler Weg.“
Nach einer aktuellen OECD-Analyse wird der globale Energiebedarf bis 2050 um schätzungsweise 80 Prozent zulegen. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden und dabei die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen, sind massive Investitionen in die Erzeugung sauberer Energie, die Stromverteilung und die Digitalisierung notwendig. Hierzu müssen alle Energie nutzenden Sektoren, wie zum Beispiel der Verkehrs- oder der Industriebereich, ihre Dekarbonisierung vorantreiben.
Die Anlage wird am Energiepark Wunsiedel errichtet und dort mit dem bereits vorhandenen Batteriespeicher von Siemens und benachbarten Industriebetrieben vernetzt. Diese können zum Beispiel Abwärme oder den bei der Elektrolyse abgespaltenen Sauerstoff nutzen. Diese vernetzte Infrastruktur hat Modellcharakter für ganz Deutschland.
„Der Umbau unserer Energieversorgung auf neue, klimaneutrale Energieträger ist eine der Hauptaufgaben der Energiewende. Wasserstoff nimmt dabei eine wichtige Schlüsselrolle ein“, sagte Siemens Finanzvorstand Prof. Dr. Ralf P. Thomas beim Spatenstich. „Insofern ist Wunsiedel mit seinem bereits bestehenden dezentralen Energiesystem und dem Einsatz digitaler Technik ein Leuchtturmprojekt der nachhaltigen Energiezukunft.“ Für Siemens rücken Digitalisierung und Nachhaltigkeit zunehmend in den Mittelpunkt der geschäftlichen Aktivitäten. So hatte der Münchner Konzern im Rahmen einer Veranstaltung für Investoren sein neues Rahmenwerk „Degree“ für nachhaltiges Engagement in Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung vorgestellt.
Für das Projekt in Wunsiedel übernimmt die SFS, der Finanzarm von Siemens, die kommerzielle Projektentwicklung und die Strukturierung der Finanzierung. Neben SFS mit 45 Prozent, sind Rießner Gase GmbH mit ebenfalls 45 Prozent und die Stadtwerke Wunsiedel (SWW) mit 10 Prozent weitere Anteilseigner an der WUN H2. Gleichzeitig konnte SFS eine regresslose Projektfinanzierung, das heißt ohne Rückhaftung der Gesellschafter, mit der Umweltbank als externen Kreditgeber umsetzen, um so die Finanzierung des Projekts zu sichern. „WUN H2 ist ein Pilotprojekt in Deutschland, das innovative Technologie in der Praxis demonstriert und letztlich die Machbarkeit einer industriellen Produktion von grünem Wasserstoff belegt. Unser Konzept ist skalierbar und kann leicht auf andere Standorte übertragen werden. Wenn jede Stadt ihre eigene H2-Anlage hätte, wären wir in Sachen Energiewende schon ein ganzes Stück weiter“, sagte Dr. Philipp Matthes, Geschäftsführer der WUN H2 GmbH.
Wenn Wasserstoff durch Elektrolyse von Wasser hergestellt wird und für diesen Prozess ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien zum Einsatz kommt, spricht man von „grünem“, also CO 2-freien Wasserstoff. In Wunsiedel kommt der modernste Elektrolyseur von Siemens Energy zum Einsatz. „Grüner Wasserstoff spielt vor allem bei der Dekarbonisierung in der Industrie und im Verkehrssektor eine entscheidende Rolle“, sagte Dr. Christian Bruch, Vorstandsvorsitzender der Siemens Energy AG. „Mit unserer neuesten Generation von Elektrolyseuren setzen wir die Kommerzialisierung dieser Technologie fort. Die Anlage liefert grünen Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien und verwertet außerdem vollständig die entstehenden Nebenprodukte Sauerstoff und Abwärme.“
Der Wasserstoff wird für die lokale Distribution über LKW-Trailer an lokale und regionale Endkunden, im Wesentlichen in den Regionen Oberfranken, Oberpfalz, Thüringen und Sachsen sowie Westböhmen (Tschechische Republik), geliefert. Die Anlage hilft überdies, Netzengpässe zu entschärfen sowie Flexibilität für das Stromnetz bereit zu stellen. Durch eine am selben Standort später optionale Erweiterung mit einer öffentlichen Wasserstofftankstelle für LKW und Busse, kann ein Angebot für CO 2-freien Schwerlastverkehr und den ÖPNV geschaffen werden. „Mit unserem Wunsiedler Weg sind wir bereits klimaneutral aufgestellt. Die Wasserstofftechnologie wird Wunsiedel als Modellstadt der Energiezukunft weit über die Region, ja Bayern hinaus positionieren“, sagte Bürgermeister Nicolas Lahovnik. „Damit schaffen wir neue und nachhaltige Formen der Energienutzung für unsere Bürger.“
Die neue Wasserstofferzeugungsanlage soll Sommer 2022 in Betrieb gehen.
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